Juni Herz Jesu

Als ich im Jahr 2016, im zweiten Jahr meines Lebens in Bozen, zum ersten Mal von meiner Wohnung aus in der Abenddämmerung die Herz Jesu Feuer auf den gewaltigen Gipfeln Südtirols leuchten sah, war ich tief beeindruckt von diesem wunderschönen Anblick. Die Erinnerung an die Johannisfeuer „Fogueira de Sao Jaäo“ in Brasilien, wo ich geboren und aufgewachsen bin, hat mein Herz berührt. Im Rahmen der vielen Junifeste „Festas Juninas“, die in Brasilien mit traditioneller Tracht, Musik und Kunstwerken der jeweiligen Region gefeiert werden, ist dieses riesige Johannesfeuer vor allem für die Kinder der ersehnte Höhepunkt.

Im Laufe der Zeit beschäftigte ich mich mehr mit der Tradition der Herz-Jesu-Feuer in Südtirol und Staunen und Ehrfurcht ergriffen mich über den Ursprung und den tiefen Sinn dahinter.

Nach fast zehn Jahren meines Lebens in Südtirol entstand in mir, unterstützt von guten Freunden, die Idee, die schöne Tradition der Herz Jesu Verehrung in besonderer Weise weltweit bekannt zu machen. Wir haben im 2024 mit einen Plakataktion im Land und so wollen im Jahr 2025 wieder machen, aber nicht nur eine sonder zwei Wochen durch.

Gustavo Brinholi, Musiker und Regisseur

Das „historische“ Herz Jesu-Bild im Dom zu Bozen von Johann Joseph Karl Henrici (um 1770)

In großer Kriegsnot schlossen unsere Väter einen hl. Bund mit dem Heiligsten Herzen Jesu – auf ewige Zeiten – und bekräftigten diesen erstmals und feierlich vor diesem ehrwürdigen Bild in der Pfarrkirche zu Bozen am 3. Juni 1796.

Die Verehrung des  Herzen Jesu im Zusammenhang mit der Geschichte  Tirols

Die Verehrung des Herzens Jesu geht auf die Visionen der Hl. Margareta Maria Alacocque zurück. Im Kloster von Paray Le Monial in Frankreich wies Jesus sie auf seine große Liebe zu den Menschen hin: „Seine Liebe war so groß, dass er das Kreuz für deren Schuld auf sich geladen hat, aber meist dafür nur Undank erntete. Deshalb wünscht er die Verbreitung der Verehrung seines heiligsten Herzens, als Wiedergutmachung der vielen Gotteslästerungen, die ständig begangen werden. am 17. Juni 1689 bat Jesus durch Margareta Maria  Alacoque um die Weihe des Königs und des Landes an das Herz Jesu. König Ludwigs XIV kam dieser Bitte nicht nach.  Am 17. Juni  1789 begann die französische Revolution in einer konstituierenden Versammlung des Dritten Standes, die in revolutionärer Art einen Teil der  Regierungsgewalt übernahm. Das vordergründige Ziel war, die Monarchie zu stürzen, hintergründig aber ging es um  das freimaurerische Gedankengut, eine innerweltliche Gesellschaft ohne Gott und Kirche aufzubauen. Der Schlachtruf der Revolution: Freiheit (ohne jegliche Autorität, die von Gott ausgeht), Gleichheit  (Rechtsgleichheit bis hin zu kommunistischer Gleichheit), Brüderlichkeit (Solidarität, die die  persönliche Freiheit einschränkt) brachte Chaos, Verwirrung, grausame Verfolgung Andersdenkender, vor allem der Geistlichen und Christen.

Papst Clemens XII. gestattete 1765, das Herz-Jesu-Fest mit einer eigenen Messfeier zu begehen. In Tirol begannen die Jesuiten mit Hilfe ihrer Volksmissionen die Verehrung des Herzens-Jesu zu verbreiten. In der Dreifaltigkeitskirche in Innsbruck wurde ein Bild aufgestellt, das die religiöse Bevölkerung begeistert verehrte. Unter der Regentschaft Kaiser Josefs II. wurde der Jesuitenorden 1773 aufgehoben und seit 1782 war es unter strenger Strafe verboten, über das Herz Jesu zu predigen oder Andachten zu halten.

1792, auf dem Höhepunkt der Revolution, begann Napoleon Bonaparte als erfolgreicher Feldherr die  Länder Europas zu erobern, um dieses Gedankengut zu verbreiten.  Am 14. Mai erreichte Tirol die Nachricht, dass Napoleon auf dem Rückzug von Mailand das Etschland und gleichzeitig von Osten über Kärnten ganz Tirol besetzen und anschließend nach Deutschland vordringen wird. Tirol war, bedingt durch die Friedenszeit seit 1703 und die militärische Abkoppelung von Wien in keiner Weise auf einen Widerstandskrieg vorbereitet.

Am 1. Juni 1796 wurde daher von allen Tiroler Landständen der Beschluss gefasst, zur Erflehung göttlichen Beistands und Segens das feierliche Gelübde abzulegen, Tirol unter den Schutz des Herzens-Jesu zu stellenund das Herz-Jesu-Fest alljährlich mit einem feierlichen Gottesdienst zu begehen. Bereits am 3. Juni 1796 lösten die Tiroler das Versprechen ein und begingen in der Bozner Pfarrkirche zum ersten Mal das Herz-Jesu-Fest, das bis heute in Süd- Ost und Nordtirol gefeiert wird. Das Gelöbnis sollte nicht nur Hilfe für die bevorstehenden Kämpfe erbitten, sondern es war auch der Höhepunkt der Auseinandersetzung zwischen dem Geist der Revolution und dem Christentum. Der Umstand, dass sich Tirol unter den Schutz Herz-Jesu stellte, prägte nicht nur das Tiroler Volk, sondern auch Andreas Hofers Frömmigkeit. In der Zeit der bayrischen Besetzung Tirols (Bayerns Regierung stand auf der Seite Napoleons)  wurde das Fest verboten.

Nach dem Gelöbnis geschah das Unfassbare! Während noch umfangreiche Verteidigungsmaßnahmen im ganzen Lande vorbereitet wurden, traf in Tirol die Nachricht ein, dass Napoleon seinen geplanten Feldzug gegen Tirol plötzlich abgebrochen und mit seinen Truppen wieder westwärts nach Frankreich abgezogen ist. Bis heute gibt es, trotz eifriger wissenschaftlicher Nachforschungen der Historiker, darüber keine geeignete Erklärung.

Informationen mit Anregungen von P. G. Mura

 

Auf dem Laufenden bleiben